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Eine Stunde mit Lukas

Ein Erfahrungsbericht von Helga Bost und Doris Hollenberg

Doris:
Ich bin Doris, die Mutter von Lukas. Mein Sohn ist jetzt dreizehn Monate alt und hat sich bis vor etwa zwei Monaten noch gar nicht fortbewegt. Er drehte sich hier und da einmal und mit elf Monaten fing er an zu robben. Dabei hat er sich immer nur mit dem linken Knie vorwärts geschoben, das rechte Bein konnte er wohl nicht so recht gebrauchen. Ich dachte, dass es wohl noch einige Zeit dauern würde, bis er krabbelt. Als ich meine Freundin Petra vor kurzem besuchte, hat sie mich gefragt, ob ich es noch einmal mit Feldenkrais versuchen wollte. Vor vier Monaten war ich mit Lukas schon einmal bei Helga. Damals hatte er gelernt sich zu drehen.

Helga:
Ich sah Lukas das erste Mal, als er neun Monate alt war. Damals sollte er lernen, von einer Seite zur anderen zu rollen. Jetzt sind Doris und Petra wieder da. Petras Kinder sind auch mitgekommen, Mara (sechs) und Jannis (drei).

Lukas ist jetzt ein zierlicher Junge, der gerne robbt. Obwohl er mit Leich­tigkeit über die rechte oder linke Seite zum Sitzen kommen kann und da­bei beide Beine beugt, benutzt er beim Robben sein rechtes Bein und seinen rechten Arm nur sehr wenig. Mir erscheint die rechte Seite sogar recht fest im Tonus*.

Ganz klar, Lukas erschliesst sich seine Welt durch Robben – also wird das auch für mich wieder eine „Krabbelstunde“. „Lukas fangen“, hinter ihm her krabbeln ist ein tolles Spiel, bei dem der Kleine viel Ausdauer und Spaß hat. Sehr rasch gebe ich es auf, sein Muster des Robbens verändern zu wollen, es ist schon so lange geübt. Jetzt braucht er neue Ideen: z.B. den Bauch vom Boden weg und hoch zu nehmen.

Lukas hat sich sofort wohl gefühlt, er wollte von meinem Arm und ist gleich quer über das Parkett gerobbt. Helga mochte er auf Anhieb. Er hat sie angestrahlt, ist zu ihr hin – und Mama war erst einmal vergessen.

Jedes Mal, wenn ich ihn „gefangen“ habe, nehme ich ihn an seiner Hose (oberhalb des Windelpakets am Becken) und ziehe ihn hoch und zurück auf die Knie mit dem Popo Richtung Fersen. Bald beugt sich hierbei das rechte Bein wirklich leichter.

Ich kann diese Bewegung oft und rasch machen, mal zur rechten Ferse, mal zur linken und auch zur Mitte. Dabei entwickelt sich ein rhythmisches Lied­chen – Lukas quietscht vor Freude.

Ausruhen auf dem Rücken – für mich noch einmal eine Möglichkeit, den Tonus* in seinen Beinen zu prüfen. Beine und Füße beugen und strecken. Füße aufstellen – ganz neu für Lukas. Meine Hände geben leichten Druck, Sicherheit, Stabilität auf die Füße. So den Popo hoch vom Boden und Plumps zum Boden zurück, wieder rhythmisch begleitet mit kleinen Liedchen. Bald schiebt er sich so in Rückenlage von den Füßen her in Richtung Kopf, rutscht auf dem blanken Parkett, spürt seinen Rücken, muss immer wieder auch den Kopf dabei ausrichten…

Ich saß neben den beiden und habe mich gefreut zu sehen, wie viel Spaß Lukas das Sin­gen und Klopfen mit und auf seinen Beinchen macht. Dann wollte er vorwärts und dabei wurden ihm lachend und liebevoll – aber auch bestimmt – die Beine mal so und mal so gehalten. Seine Knie wurden ihm im Spiel unter seinen Po gebracht (in den Vierfüßlerstand) und mit fröhlichem Lalala seine Hüften Richtung Ferse geschaukelt.

Dann wieder auf dem Bauch: ich klopfe ganz sanft den ganzen Rücken, seine Beine und Arme, mal über die Mitte, mal diagonal und singe dabei ein Liedchen von Rücken, Beinen, Armen… Lukas soll sich mehr spüren lernen. Er wird ruhiger und ich kann sogar behutsam an seiner Wirbelsäule entlang gehen und die „Perlen“ mit ihm zählen.

Danach spielen wir mit Mara Versteck um die Säule herum. Lukas sitzt vor mir im Schneidersitz und ich begleite seine Bewegungen in Rücken, Becken und Schultern, auch dies wieder rhythmisch schaukelnd von einer Pobacke zur anderen. Zwischendurch das andere Beinchen nach vorne legen und weiter so schaukeln. Ich begleite die Schaukelbewegungen mit meinen Händen diagonal über den Rücken streichend und auch die Seitneigung rechts oder links.

Danach ruht Lukas sich aus bei Mama, die am Boden sitzt und zuschaut. Er klettert bald über ihre Beine und will sich sogar an ihr aufrichten – mit noch recht staksigen Beinchen. Ich ermuntere Doris ihn zu lassen, nicht zu helfen, nur da zu sein als Sicherheit, wohlwollend und ermunternd…

Danach hat Helga einfach eine zusammengelegte Liege auf den Boden gelegt und Lukas wollte unbedingt hinaufklettern und irgendwie auch wieder runter. Nach kurzer Zeit fing er an, in den Vierfüßlerstand zu gehen und 1-2 Mal seine Händchen voreinander zu setzen, um auf die Liege zu kommen. Ich konnte kaum glauben, dass ein bisschen „Spielen“ so viel ausmacht.

Mara legt mitten auf die Bank einen Plüschbär und schubst ihn ein wenig näher zum Rand, um Lukas zu ermuntern auf die Bank zu klettern. Vor der Bank kommt Lukas zum Sitzen, wartet vergebens darauf, dass Mara ihm den Bären gibt. So aus dem Sitzen stützt er sich auf die Bank und klettert wohl  zum ersten Mal vorwärts rauf – und erst einmal auch unsanft vorwärts wieder runter. Wieder rauf – Mara assistiert und schubst seinen Popo so, dass er die­ses Mal rückwärts runter kommt.
 

Am Ende der Stunde spielen alle drei Kinder nun frei im Raum.

Die beiden Mütter sitzen auf der Bank.

Petra: “Helga hatte sichtlich keine Probleme mit dem Erwartungsdruck!“

Doris: „Stimmt. Auf der Fahrt hab ich nämlich schon gesagt, dass Lukas sicher heute krabbeln wird. Und Du meintest, ich solle Helga nicht so unter Druck setzen.“

„Jetzt braucht er vielleicht noch ein, zwei Wochen, dann hat er das mit dem Krabbeln raus“, dachte ich und freute mich.

Als wir zu Lukas rüber gesehen haben –

– in diesem Moment –

– stemmt er sich auf seine Ärmchen in den Vierfüßlerstand –

– geht er auf die Knie, mit dem Bauch weg vom Boden –

 und – fängt an zu krabbeln –

– selbstverständlich auch mit seiner rechten Seite, ganz ausgewogen mit beiden Körperhälften

– ich habe meinen Augen nicht getraut –

– und krabbelt auf seine Mama zu –

– so schnell hatte ich das nicht erwartet.

Mama nimmt ihn freudig auf den Arm, lobt ihn und strahlt, während mir fast die Tränen kommen.

Lukas bemerkt meine Rührung, neigt sich vom Arm seiner Mama zu mir rüber, lehnt sein Köpfchen an meinen Kopf und schmust mit mir.

Wieder zu Hause, hatte Lukas innerhalb von einer Woche seine „Gangart“ komplett von Robben auf Krabbeln umgestellt. Ich finde es unglaublich, aber es ist wahr.

Eine Stunde mit Lukas

Ein Erfahrungsbericht von Helga Bost und Doris Hollenberg

Doris:
Ich bin Doris, die Mutter von Lukas. Mein Sohn ist jetzt dreizehn Monate alt und hat sich bis vor etwa zwei Monaten noch gar nicht fortbewegt. Er drehte sich hier und da einmal und mit elf Monaten fing er an zu robben. Dabei hat er sich immer nur mit dem linken Knie vorwärts geschoben, das rechte Bein konnte er wohl nicht so recht gebrauchen. Ich dachte, dass es wohl noch einige Zeit dauern würde, bis er krabbelt. Als ich meine Freundin Petra vor kurzem besuchte, hat sie mich gefragt, ob ich es noch einmal mit Feldenkrais versuchen wollte. Vor vier Monaten war ich mit Lukas schon einmal bei Helga. Damals hatte er gelernt sich zu drehen.

Helga:
Ich sah Lukas das erste Mal, als er neun Monate alt war. Damals sollte er lernen, von einer Seite zur anderen zu rollen. Jetzt sind Doris und Petra wieder da. Petras Kinder sind auch mitgekommen, Mara (sechs) und Jannis (drei).

Lukas ist jetzt ein zierlicher Junge, der gerne robbt. Obwohl er mit Leich­tigkeit über die rechte oder linke Seite zum Sitzen kommen kann und da­bei beide Beine beugt, benutzt er beim Robben sein rechtes Bein und seinen rechten Arm nur sehr wenig. Mir erscheint die rechte Seite sogar recht fest im Tonus*.

Ganz klar, Lukas erschliesst sich seine Welt durch Robben – also wird das auch für mich wieder eine „Krabbelstunde“. „Lukas fangen“, hinter ihm her krabbeln ist ein tolles Spiel, bei dem der Kleine viel Ausdauer und Spaß hat. Sehr rasch gebe ich es auf, sein Muster des Robbens verändern zu wollen, es ist schon so lange geübt. Jetzt braucht er neue Ideen: z.B. den Bauch vom Boden weg und hoch zu nehmen.

Lukas hat sich sofort wohl gefühlt, er wollte von meinem Arm und ist gleich quer über das Parkett gerobbt. Helga mochte er auf Anhieb. Er hat sie angestrahlt, ist zu ihr hin – und Mama war erst einmal vergessen.

Jedes Mal, wenn ich ihn „gefangen“ habe, nehme ich ihn an seiner Hose (oberhalb des Windelpakets am Becken) und ziehe ihn hoch und zurück auf die Knie mit dem Popo Richtung Fersen. Bald beugt sich hierbei das rechte Bein wirklich leichter.

Ich kann diese Bewegung oft und rasch machen, mal zur rechten Ferse, mal zur linken und auch zur Mitte. Dabei entwickelt sich ein rhythmisches Lied­chen – Lukas quietscht vor Freude.

Ausruhen auf dem Rücken – für mich noch einmal eine Möglichkeit, den Tonus* in seinen Beinen zu prüfen. Beine und Füße beugen und strecken. Füße aufstellen – ganz neu für Lukas. Meine Hände geben leichten Druck, Sicherheit, Stabilität auf die Füße. So den Popo hoch vom Boden und Plumps zum Boden zurück, wieder rhythmisch begleitet mit kleinen Liedchen. Bald schiebt er sich so in Rückenlage von den Füßen her in Richtung Kopf, rutscht auf dem blanken Parkett, spürt seinen Rücken, muss immer wieder auch den Kopf dabei ausrichten…

Ich saß neben den beiden und habe mich gefreut zu sehen, wie viel Spaß Lukas das Sin­gen und Klopfen mit und auf seinen Beinchen macht. Dann wollte er vorwärts und dabei wurden ihm lachend und liebevoll – aber auch bestimmt – die Beine mal so und mal so gehalten. Seine Knie wurden ihm im Spiel unter seinen Po gebracht (in den Vierfüßlerstand) und mit fröhlichem Lalala seine Hüften Richtung Ferse geschaukelt.

Dann wieder auf dem Bauch: ich klopfe ganz sanft den ganzen Rücken, seine Beine und Arme, mal über die Mitte, mal diagonal und singe dabei ein Liedchen von Rücken, Beinen, Armen… Lukas soll sich mehr spüren lernen. Er wird ruhiger und ich kann sogar behutsam an seiner Wirbelsäule entlang gehen und die „Perlen“ mit ihm zählen.

Danach spielen wir mit Mara Versteck um die Säule herum. Lukas sitzt vor mir im Schneidersitz und ich begleite seine Bewegungen in Rücken, Becken und Schultern, auch dies wieder rhythmisch schaukelnd von einer Pobacke zur anderen. Zwischendurch das andere Beinchen nach vorne legen und weiter so schaukeln. Ich begleite die Schaukelbewegungen mit meinen Händen diagonal über den Rücken streichend und auch die Seitneigung rechts oder links.

Danach ruht Lukas sich aus bei Mama, die am Boden sitzt und zuschaut. Er klettert bald über ihre Beine und will sich sogar an ihr aufrichten – mit noch recht staksigen Beinchen. Ich ermuntere Doris ihn zu lassen, nicht zu helfen, nur da zu sein als Sicherheit, wohlwollend und ermunternd…

Danach hat Helga einfach eine zusammengelegte Liege auf den Boden gelegt und Lukas wollte unbedingt hinaufklettern und irgendwie auch wieder runter. Nach kurzer Zeit fing er an, in den Vierfüßlerstand zu gehen und 1-2 Mal seine Händchen voreinander zu setzen, um auf die Liege zu kommen. Ich konnte kaum glauben, dass ein bisschen „Spielen“ so viel ausmacht.

Mara legt mitten auf die Bank einen Plüschbär und schubst ihn ein wenig näher zum Rand, um Lukas zu ermuntern auf die Bank zu klettern. Vor der Bank kommt Lukas zum Sitzen, wartet vergebens darauf, dass Mara ihm den Bären gibt. So aus dem Sitzen stützt er sich auf die Bank und klettert wohl  zum ersten Mal vorwärts rauf – und erst einmal auch unsanft vorwärts wieder runter. Wieder rauf – Mara assistiert und schubst seinen Popo so, dass er die­ses Mal rückwärts runter kommt.
 

Am Ende der Stunde spielen alle drei Kinder nun frei im Raum.

Die beiden Mütter sitzen auf der Bank.

Petra: “Helga hatte sichtlich keine Probleme mit dem Erwartungsdruck!“

Doris: „Stimmt. Auf der Fahrt hab ich nämlich schon gesagt, dass Lukas sicher heute krabbeln wird. Und Du meintest, ich solle Helga nicht so unter Druck setzen.“

„Jetzt braucht er vielleicht noch ein, zwei Wochen, dann hat er das mit dem Krabbeln raus“, dachte ich und freute mich.

Als wir zu Lukas rüber gesehen haben –

– in diesem Moment –

– stemmt er sich auf seine Ärmchen in den Vierfüßlerstand –

– geht er auf die Knie, mit dem Bauch weg vom Boden –

 und – fängt an zu krabbeln –

– selbstverständlich auch mit seiner rechten Seite, ganz ausgewogen mit beiden Körperhälften

– ich habe meinen Augen nicht getraut –

– und krabbelt auf seine Mama zu –

– so schnell hatte ich das nicht erwartet.

Mama nimmt ihn freudig auf den Arm, lobt ihn und strahlt, während mir fast die Tränen kommen.

Lukas bemerkt meine Rührung, neigt sich vom Arm seiner Mama zu mir rüber, lehnt sein Köpfchen an meinen Kopf und schmust mit mir.

Wieder zu Hause, hatte Lukas innerhalb von einer Woche seine „Gangart“ komplett von Robben auf Krabbeln umgestellt. Ich finde es unglaublich, aber es ist wahr.

Feldenkrais und Kinder